Wissenswerte Infos
Hier findest Du wissenswerte Informationen zu verschiedenen Themen. Dieses Basiswissen ermöglicht Dir einen Überblick und ein besseres Verständnis über die unterschiedlichen Kampfsysteme zu erhalten.
Hier findest Du wissenswerte Informationen zu verschiedenen Themen. Dieses Basiswissen ermöglicht Dir einen Überblick und ein besseres Verständnis über die unterschiedlichen Kampfsysteme zu erhalten.
Neben der Wahl der Kampfkunst spielt auch die Wahl eines erfahrenen Lehrers eine wichtige Rolle. Er sollte Mentor und Ansprechpartner in allen Fragen des Schullebens sein, technisch, pädagogisch und durch sein eigenes Vorbild überzeugen, sowie psychologisch und philosophisch bewandert sein.
Ein Sprichwort besagt, „wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten“ – auch in den Kampfkünsten tummeln sich leider viele Scharlatane. Nur durch die Leichtgläubigkeit vieler Laien, welche den übertriebenen Versprechungen geschäftstüchtiger Profiteure zu leicht Glauben schenken, ist die Fülle des Aufkommens an Schnellkursen zu erklären. Dem Motto, sich mit „Schirm, Charme und Melone“ in ein paar Stunden perfekt Verteidigen lernen, sind schon viele auf den Leim gegangen. Wer sich jedoch schon einmal ernsthaft mit einer Kampfkunst beschäftigt hat, weiß, wie viel geduldiges Üben, Zeit und Energie notwendig ist, um wirklich etwas zu erreichen.
Nur wer der Kampfkunst einen besonderen Platz in seinem Leben einräumt hat und für den die Beschäftigung mit ihr zur Lebensphilosophie respektive Lebensstil geworden ist, bringt es letztlich auch zur Meisterschaft. Dies ist einer der Gründe, weshalb die Fachschulen für Selbstverteidigung keine Schnellkurse anbieten; Volkshochschulkurse sollen nur Interesse wecken. Nur wer sich mindestens 1 Jahr lang intensiv mit der Materie Selbstverteidigung beschäftigt hat, kann erwarten, dass das Gelernte in Fleisch und Blut übergeht. Natürlich geht es danach erst richtig los…
Auf welche Besonderheiten sollte man bei der Wahl der geeigneten Schule und des richtigen Lehrers achten?
Qualität des Unterrichts nicht mit schönen, großen Räumlichkeiten verwechseln!
Manche Schulen werben mit ihren schönen und tollen Räumlichkeiten. Jeder Interessent sollte sich aber im Klaren sein, was er möchte und was im wichtiger ist. Schöne, große Räumlichkeiten mit Sauna, Fitnessgeräte usw., oder ein qualitativer Unterricht. Will er sich z.B. verteidigen lernen, oder stattdessen lieber ein paar Gewichte stemmen, Vitamin-Drinks zu sich nehmen und anschließend die Sauna besuchen? Für letzteres ist ein Fitness-Studio (Spezialist für dieses Angebot) für ihn geeigneter als eine Kampfkunstschule. Wünschenswert wäre es, wenn qualitativer Unterricht in schönen, luxuriösen Räumlichkeiten stattfinden würde. Leider kommt das sehr selten vor.
Nimmt sich der Lehrer vor Eintritt in die Schule durch ein Vorgespräch die Zeit uns richtig einzuweisen?
Einem seriösen Lehrer ist es nicht gleichgültig, wen er unterweist. Im Vorfeld kann er durch die Gesprächsführung und das Auftreten des Interessenten feststellen, ob eine Zusammenarbeit möglich ist, oder ob es ratsam ist, einer „zweifelhaften Person“ die Tür zu weisen. Nicht zuletzt sollen wirksame Techniken nicht leichtfertig in falsche Hände (Schläger oder Raufbolde) weitergegeben werden.
Korrigiert der Lehrer im Unterricht jeden Schüler persönlich?
Diese Frage ist leicht zu beantworten. Beobachten Sie den Lehrer während der Probestunde. Kümmert er sich hauptsächlich um bestimmte Schüler, so wird gleichzeitig immer jemand „links liegengelassen“. Ein umgekehrtes Bild wäre wünschenswert, denn dies würde besagen, dass er sich wirklich um jeden kümmert.
Welche Atmosphäre herrscht im Training?
Anspannung, Aggressivität und militärisches Befehlsgehabe? Oder ist das Training von Humor, Gelassenheit und gegenseitigem Respekt geprägt? Wo fühlen sie sich wohler? Eine angstfreie Atmosphäre ist für den Lernerfolg unabkömmlich.
Kann der Lehrer Auskunft über die Geschichte und Hintergründe seiner Kampfkunst geben?
Kann der Lehrer ihnen keine Namen seiner Lehrer und Begründer (Stammbaum) der Kampfkunst nennen, so hat er sich sein Wissen vielleicht lediglich im Selbststudium aus Büchern angeeignet. Was davon zu halten ist, bedarf hier keiner weiteren Erläuterung.
Beherrscht der Lehrer und dessen Ausbilder die Kampfkunst wirklich?
Eine für den Laien kaum zu beantwortende Frage. Fallen Sie nicht auf angeblich magische, übernatürliche oder unerklärbare Kräfte und Fähigkeiten herein, über die der „Meister“ angeblich verfügt. Ein seriöser Lehrer wird in der Regel auf übertriebene Selbstdarstellung verzichten. Überhaupt sollte mit dem Wort „Meister“ nicht zu leichtfertig umgegangen werden. Es gehört mehr dazu einer zu werden, als nur ein paar Jahre Training. Stellen Sie eigene Vergleiche an! Besuchen sie unbedingt mehrere Schulen und nehmen Sie jedes Angebot für ein Probetraining wahr!
Steht hinter der Kampfkunst ein Konzept?
Kampfkünste mit Tradition können immer einen philosophischen Hintergrund aufweisen, auf den sich ihre Entwicklung stützt. Die erlernten Techniken stellen dann eine Manifestation dieser Philosophien dar. Der philosophische Hintergrund des Wing Tzun – Systems ist der Taoismus, der als Naturphilosophie lehrt, dass man sich nicht mit Brachialgewalt gegen größere Kräfte zu wehr setzen sollte. Durch Nachgiebigkeit, Borgen und Nutzbarmachen von Kräften erreicht man seine Ziele auf natürliche und intelligente Weise.
Mischt der Lehrer „Äpfel mit Birnen“?
So könnte man das Phänomen beschreiben, wenn ein Lehrer versucht, durch das Zumischen stilfremder Techniken die Unzulänglichkeiten des eigentlichen Stiles zu kaschieren. Er versucht die „Rosinen aus dem Kuchen“ der anderen Kampfstile in seinen Kampfstil mit einzubauen. Der so entstandenen „Super-Kreation“ verleiht er womöglich dann einen eigenen Fantasienamen. Diese Handlungsweise hat einen Schönheitsfehler: es ist, als wolle man alle Sprachen der Welt gleichzeitig sprechen. Was nämlich oft übersehen wird, ist die Tatsache, dass eine Kampfkunst erst dadurch effizient wird, dass sie sich einer bestimmten Kampfstrategie bedient. Diese Strategien können sehr unterschiedlich sein und sind fast nie kompatibel.
Während z.B. ein weicher Stil (z.B. Wing Tzun, Aikido etc.) nachgiebig und mittels „Energierecycling“ arbeitet, zielt ein harter Stil darauf ab, die Angriffsenergie mit Hilfe großer Körperkräfte zu zerstören (z.B. Hung Gar Kung Fu, Karate, Taekwondo, traditionelles Shaolin-Kung Fu etc.). Auch wenn beide Stile zur Familie der harten oder weichen Systeme gehören, liegen fast immer konzeptionelle Unterschiede vor, die eine Vereinigung unmöglich machen. Einer Kampfkunst mit Tradition kann selten etwas hinzugefügt oder weggenommen werden – sie ist in sich schlüssig und wirksam.
Dieser Beitrag verfolgt nicht die Absicht, Kampfsportsarten schlecht darzustellen, sondern will objektiv ohne jegliche Vorurteile den Unterschied zwischen Kampfsportarten und Selbstverteidigungsstile darlegen.
Die Fachschulen für Selbstverteidigung von Sifu Niko stehen in engen freundschaftlichen Kontakt zu verschiedenen Kampfsportschulen und deren Lehrer. Wir sehen uns als eine große Familie mit verschiedenen Schwerpunkten.
Vergleicht man Kampfsport mit Selbstverteidigung, so ergeben sich wesentliche Unterschiede in Aufbau und Zielsetzung.
Hier die wesentlichen Unterscheidungskriterien:
Versportlichung durch Wettkampf
Kampfsport verfolgt den Einsatz der Technik für den sportlichen Wettstreit. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit sportliche Leistungen objektiver und messbar zu machen. Aus diesen Gründen versucht man faire und gleiche Ausgangsbedingungen zu erzeugen. Dies macht sich in der Einteilung in Gewichts- und Erfahrungsklassen, aber auch in der Unterscheidung der Geschlechter bemerkbar. Entsprechend sind die Schwerpunkte des Training auch ausgelegt.
Ein Wort zur Verletzungsgefahr: obwohl man versucht die Verletzungsgefahr durch weitere Regelungen einzudämmen – z.B. Schutzausrüstung (Hand-, Fuß-, Körper- und Kopfschutz), Verbot des Nachschlagens, Verbot gewisser Angriffstechniken, Einschränkung auf bestimmte Angriffsziele etc. – zeigt die Praxis ein ganz anderes Bild. Der Grund hierfür liegt darin, dass die Wettkampfteilnehmer oftmals um jeden Preis triumphieren wollen. Die Erwartungshaltung, welche ihr Lehrer und zuschauende Bekannte und Freunde in ihnen erzeugen, kann so groß werden, dass der Teilnehmer bereit ist Risiken einzugehen, für welche er kampftechnisch betrachtet noch nicht reif ist. So sieht man in der Praxis, trotz Sicherheitsvorkehrungen, häufig unschöne Auftritte und teils schwere Verletzungen.
Es stellt sich uns zwangsläufig die Frage nach dem Sinn. Wenn jemand Kampfsport betreibt, um körperliche Fitness herbeizuführen, seine Gesundheit zu erhalten und zugleich Unversehrtheit zu gewährleisten, sollte er sich dann einem erhöhten Risiko durch Wettkämpfe aussetzen? Wie brutal und gesundheitsschädlich solcher „Sport“ im Extremfall sein kann, sehen wir an den exzessiven Ultimate-Fights-Turnieren (cagefighting).
In den Fachschulen für Selbstverteidigung gibt es keine Wettkämpfe!
Das Wing Tzun – System orientiert sich bei der Heranführung des Lernenden an der Praxis, angepasst an dessen tatsächlichen Leistungs- und Könnenstand. Der Schüler soll Fortschritte machen, gefordert, jedoch nicht überfordert werden. Dazu bedarf es der Leitung und Aufsicht eines erfahrenen Lehrers, der den Schüler bis an die Leistungsgrenze bringen kann, ohne ihn jedoch zu verletzen.
Praxisbezug und Spezialisierung
Kampfsportarten sind vergleichbar mit Ärzten die sich auf ein spezielles Gebiet konzentrieren. Wenn wir von Zahnschmerzen geplagt werden, so vertrauen wir uns selbstverständlich diesem darauf spezialisiertem Facharzt, statt z.B. einem Allgemeinmediziner an. So ist z.B. die Domäne des Boxers die mittlere Distanz der Arme, während der Taekwondo-Sportler in der langen Distanz ausgesprochen geschickt seine Beine als Waffe einsetzt und der Ringer oder Judo-Sportler wiederum die Entscheidung am Boden sucht.
In der Praxis jedoch ist für die Selbstverteidigung ein übergreifendes Wissen und Können notwendig, da körperliche Bedrohungen in jeder der 5 möglichen Phasen bzw. Distanzen eines Kampfes stattfinden können:
1. Beindistanz („Langstreckenwaffen“)
2. In der mittleren bzw. Armdistanz
3. Nah- bzw. Ellbogen/Knie-Distanz
4. Wurfphase d.h. Distanz des Körperkontakts
5. Boden-Phase, Verteidigung am Boden
In dieser Hinsicht weisen die spezialisierten Kampfsportarten Unzulänglichkeiten auf. So hat ein Boxsportler beispielsweise Probleme, wenn er durch Fußtritte in der langen Distanz bedroht wird, da er solche Situationen im Training niemals durchgespielt hat. Eine Taekwondo trainierende Frau kann ihre Tritte im Auto oder in engen Räumen bei einem Übergriff nicht anwenden. Der Judosportler oder Ringer bekommt nicht die Möglichkeit zu greifen, da er vielleicht durch Faustschläge zuvor attackiert wird, oder bei seiner Arbeitsweise mit der Kontrolle des Gegners am Boden zu sehr beschäftigt ist, dass er sich gegen mehrere Angreifer zugleich am Boden kaum verteidigen kann.
Diesem Praxisbezug wollen die Selbstverteidigungskünste gerecht werden. Da sie in allen 5 Phasen des Kampfes operieren, wird verständlich, dass die Beherrschung dieser Phasen wesentlich mehr Zeit für das Erlernen und zugleich ein großes Maß an Körperbeherrschung erfordert. Wir sprechen deshalb auch von Kampfkunst. Ein Vertreter dieser Gattung ist unter anderen unser Wing Tzun – System.
Welche Kampfkunst ist für mich die richtige?
Hat man einmal den Entschluss gefasst eine Kampfkunst erlernen zu wollen, stellt sich sogleich die Frage nach der konkreten Stilrichtung. Gerade der Laie hat es schwierig sich im Dschungel der Angebotsvielfalt zurechtzufinden. Meist kommen ihm populäre Kampfsportarten wie Karate, Judo oder Boxen spontan in den Sinn. Doch weiß er von diesen, geschweige denn von den rund weiteren 2000 existierenden Kampfkünsten meist wenig. Was beinhalten und bezwecken diese Stile? Wie finde ich einen authentischen Lehrer?
Gut ist es, eine genaue Vorstellung davon zu haben, worauf man selbst Wert legt, um dann den geeigneten Stil zu suchen und auch zu finden.
Einteilung der Kampfkünste
Entsprechend ihrer Zielsetzung können wir die Kampfkünste in vier Kategorien einteilen: Körperaufbau-, Gesundheits-, Opern-, sowie Kampfsysteme. Bei den meisten Kampfkünsten fließen unterschiedliche Aspekte gleichsam mit ein, jedoch kann man stets eine klare Gewichtung erkennen.
Körperaufbausysteme
Körperaufbausysteme stellen die Entwicklung des Körpers in den Vordergrund, d.h. Dehnung, Kraftentwicklung, Kondition etc. nehmen den Großteil der Trainingszeit in Anspruch. Dies kann man z.B. sehr gut bei den verschiedenen Stilrichtungen des Karate, Taekwondo oder des Hung-Gar-Kung Fu erkennen. Über 70% der Trainingszeit wird dem Körpertraining und vorbereitenden Übungen gewidmet. Für die praktische Anwendung der Technik hingegen wird nur ein kleiner Teil der Zeit verwendet.
Gesundheitssysteme
Wie der Name schon sagt, zielen diese Systeme auf den gesundheitlichen Nutzen ab. Erreicht wird dies durch Meditation, Entspannungstechniken und Atemübungen. Zu dieser Kategorie gehören alle inneren und weichen Stile wie z.B. das Tai Chi Chuan. Meist stehen langsam ausgeführte Meditation in Bewegung und spezielle Atemtechniken im Vordergrund.
Opernsysteme
Opernsysteme erhielten ihren Namen dadurch, das diese Systeme in der chinesischen Oper (Pekingoper) benutzt werden, um eindrucksvoll, artistisch und ballettartig die dramatischen Kampf- und Schlachtszenen der chinesischen Geschichte möglichst spektakulär auf der Bühne darzustellen. Die Artistik, Grazie und die ballettartigen Bewegungen sind Selbstzweck. Durch ihren hohen Animationswert sollen sie die Aufmerksamkeit des Zuschauers fesseln. Zu den bekanntesten Akteuren der Pekingoper gehören z.B. Chacky Chan, Jet Li u.v.a.m., die durch ihre atemberaubenden Stunts und Körperbeherrschung immer wieder die Mengen in ihren Filmen begeistern.
Kampfsysteme
Bei den Kampfsystemen steht die Anwendung der Technik in realistischen Situationen im Vordergrund. Der Schüler soll seine Technik unter praxisnahen Trainingsbedingungen anwenden lernen. Dadurch wird er bestmöglichst auf den Ernstfall vorbereitet. Regeln, Fairness, Show oder akrobatische Elemente haben keinen Platz im Repertoire dieser Systeme. Einfachheit, Funktionalität und Umsetzbarkeit sind entscheidend. Durch ihren hohen Praxisbezug zeichnen sich diese Systeme meist durch Geradlinigkeit und Einfachheit aus. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Gattung gehören z.B. das authentische Muai Thai, der Wing Tzun – Stil, Pankration (der Vorläufer des modernen Catchens) u.a.
Da Wing Tzun auf einem ganzheitlichen System beruht ist auch die Unterrichtsmethode hieran angepasst. Alle Übungen verfolgen das Ziel auf gesunde Weise die Selbstverteidigung zu erlernen. Es wird auf jeden Einzelnen eingegangen und völlig individuell unterrichtet. Dabei kommt jeder auf seine Kosten, denn Wing Tzun wird durch individuellen, in Lektionen aufgeteilten Unterricht vermittelt. Hier geht es nicht darum, sich völlig zu verausgaben, oder etwa neue Rekorde zu brechen, sondern Sie sollen sich sicher, fit und wohlfühlen.
Man wird nach seinen eigenen körperlichen Möglichkeiten gefördert und gefordert, und geht nicht in Massenübungen unter. Das Training beruht auf gegenseitigem Respekt, Höflichkeit und Hilfsbereitschaft. Aggression und Gewalt haben im Unterricht nichts zu suchen.
In einer entspannten Atmosphäre vermitteln die Ausbilder ihr Wissen an die Schüler weiter. Neben den wichtigen praktischen Übungen wird zum besseren Verständnis auch die Theorie der Wing Tzun – Selbstverteidigung vermittelt. Der separate Unterricht unserer Kindergruppen ist dem Alter der Schüler entsprechend kindgerecht gestaltet.
Aufbau des Lehrprogramms
Das Studium ähnelt dem erlernen einer Sprache, das in Lektionen gegliedert ist. Das in unseren Fachschulen für Selbstverteidigung unterrichtet Lehrprogramm ist in 12 Lektionen (Schülergrade) unterteilt, die sich grob in Grund-, Mittel- und Oberstufenprogramme einteilen lassen. Nachdem der Schüler diese 12 Programme gelernt hat, eröffnet sich ihm die Techniker- bzw. Lehrergradausbildung.
Grundstufenprogramm (1. – 4. Schülergrad)
– Schaffen eines Basiswissens und -könnens: Schrittarbeit, Grundtechnik.
– Entwicklung des richtigen Sehens und Atmens.
– Steigern der Beweglichkeit und der funktionellen Kraft.
– Entwicklung von Distanzgefühl und des Gefühlssinnes für die Angriffserkennung (Grundstufenniveau).
– Verstehen lernen der Wing Tzun – Prinzipien.
– Kennen- und Beherrschen lernen der wichtigsten Verteidigungssituationen innerhalb der Kampfdistanzen
Beine, Arme, Ellbogen/Knie, Wurfdistanz, Antiboden und Bodenphase.
Mittelstufenprogramm (5. – 8. Schülergrad)
Im Mittelstufenprogramm geht es um die Sensibilisierung des Gefühlssinnes und die Entwicklung und Nutzbarmachung von Reflexen. Wing Tzun ist eines von wenigen Systemen, bei denen man sich die schnellere Reizleitgeschwindigkeit von haptilen (d.h. durch Berührung und Kontakt) verursachten Reizen zunutze macht. Der Informationsvorsprung welcher durch Einschätzen einer Situation auf der Basis von taktiler Angriffserkennung zustande kommt, ist um ein 5-faches schneller als z.B. die optische Wahrnehmung über die Augen. Natürlich muss der Anwender des Wing Tzun vor Zustandekommen eines Kontaktes Angriffe optisch erkennen können. Sobald der Kontakt jedoch hergestellt ist, kann er sozusagen „den Autopilot“ einschalten und folgt nur noch seinen antrainierten Reflexen und Instinkten. Selbst mit verbundenen Augen oder bei völliger Dunkelheit kann der Fortgeschrittene Wing Tzun – Anwender mit schlafwandlerischer Sicherheit in jedem Augenblick richtig reagieren.
Dies mag sich anhören wie ein Zauberkunststück oder Übertreibung, jedoch kennen sicherlich auch Sie aus ihrem ganz normalen Alltag solche Phänomene. Fragen Sie sich doch einfach selbst, wie oft sie bei ihrer letzten Autofahrt Gas, Kupplung, Bremse oder Gangschaltung betätigt haben. Vermutlich wissen Sie es nicht! Warum? Weil ihnen diese Vorgänge so sehr in Fleisch und Blut übergegangen sind, dass sie ihnen nicht mehr bewusst werden. Ebenso verhält es sich mit den um Gefühls- und Reflexerfahrung erweiterten Fähigkeiten des Wing Tzun – Anwenders. Dadurch, dass die rein technischen Vorgänge der Verteidigung gefühlsmäßig und automatisch im „Hintergrund“ ablaufen, werden Kapazitäten für übergeordnete Denkvorgänge frei. Beim Autofahren beispielweise denken wir nicht ans Schalten und Kuppeln, sondern schenken dem vorausfahrenden Fahrzeug, einer speziellen Route oder der Tachometergeschwindigkeit unsere Aufmerksamkeit, oder wir unterhalten uns mit jemandem.
Übergeordnete Denkvorgänge in Selbstverteidigungsfragen wären z.B. das Wählen einer Strategie bei der Bewältigung mehrerer Angreifer – hier wird klar, dass keine lange Zeit für Überlegungen in der Detailausführung bleibt, die Technik muss automatisch ablaufen.
Oberstufenprogramm (9. – 12. Schülergrad)
Das Oberstufenprogramm befasst sich mit:
– Der Anwendung und Vertiefung der im Mittelstufenprogramm erworbenen Reflexe und Bewegungen.
– Der Verteidigung gegen mehrere Angreifer.
– Der Ausprägung der Entwicklung der funktionellen, (d.h. tatsächlich praktisch nutzbaren) Kampfkraft.
– Dem Beherrschen lernen von Hieb- und Stichwaffen.
– Taktischen Manövern gegen Hieb- und Stichwaffen.
– Sanfte Mittel der Kontrolle, d.h. einen Angreifer kontrollieren ohne ihn zu verletzen.
– Verteidigung gegen Schusswaffen; aufgrund der Lebensgefahr sind hier nur sehr beschränkte Mittel möglich.
Die Techniker- bzw. Lehrergradausbildung
Sie ist vergleichbar einem Hochschulstudium. Nur wer sich durch langjährige Loyalität und Integrität als charakterlich geeignet erwiesen hat, wird mit den fortgeschrittensten Techniken des Systems vertraut gemacht. Die hierbei unterrichteten Techniken bauen auf die bereits unterwiesenen Bewegungen der 12. Schülergrade auf.
Zum Programm der Technikerausbildung gehören unter anderem:
Die Biu Tze (sprich „Bjudschi“); sie ist die 3. im Wing Tzun gelehrte Form und stellt eine reine Angriffsform dar. Wer sie anzuwenden versteht kann seinen Gegner in Sekundenbruchteilen unschädlich machen und selbst einen Angriff vereiteln, der ihn schon fast erreicht hat.
Die 116 Muk Yan Chong (sprich „Mukjantschong“) Holzpuppen-Techniken gehören zu den fortgeschrittensten Übungsprogrammen; dabei handelt es sich um Bewegungen die wiederum denen aus der Biu Tze überlegen sind. Die Bewegungen der Holzpuppenform ermöglichen dem Anwender seine relative Geschwindigkeit und Kraft zum Angreifer zu vervielfachen;
Chi-Gerk (sprich „Tschigör“) – Reflextraining der Beine; dies stellt das Pendant zum Reflextranig der Arme („Chi-Sao“) dar. Erst mit dieser Fähigkeit versehen kann der Anwender buchstäblich mit seinem gesamten Körper „sehen“ und somit stets die bestmögliche Entscheidung treffen.
So haben die Begründer über Generationen hinweg systemimmanente „Sicherungen“ eingebaut, um sicherzustellen, dass diese hohen Programme nicht in falsche Hände geraten.